
KURATORIUM KINDERSTIMME
Kuratorium für ein kinderfreundliches Österreich
VORSTAND:
UNIV. PROF. DR. ERNST BERGER
DR. ELISABETH MENASSE-WIESBAUER,
MAG. GEORG FRIEDLER,
DR. MARION GEBHART,
ALEXANDER BETTELHEIM,
RUDOLF SLACIK,
UNIV. PROF. DR. MAX FRIEDRICH,
KURT LANGBEIN,
DR. BEATE MATSCHNIG,
MONIKA PINTERITS,
DR. IRMELA STEINERT TRAUMATISIERTE JUGENDLICHE
WAS BRAUCHEN SIE?
WAS SCHADET IHNEN?
AKTUELLE UND FRÜHERE ERFAHRUNGEN
Erfahrungen aus der Betreuung von Frau Kampusch
PRESSEKONFERENZ, 31. August 2006 / 10.30
Presseclub CONCORDIA
Die aktuellen Erfahrungen in der Betreuung von Frau Kampusch sind Anlass,
Bedarf, Möglichkeiten, Lücken und Fehler in der psychosozialen Betreuung
von traumatisierten Jugendlichen zu benennen.
Frau Kampusch – und vor ihr Frau Maria K. im Jahre 1996 – sind die dramatischen Spitzen
eines Eisbergs. Die Zahl traumatisierter Jugendlicher, die häufig unter langfristigen extrem
belastenden Lebensumständen (Vernachlässigung, Armutsdeprivation, Gewalt, Missbrauch)
und seltener auch unter akuten Ereignissen (Unfälle, Todesfälle) zu leiden haben, ist
wesentlich größer. In all diesen Fällen ist fachlich kompetente Hilfe durch die
Jugendpsychiatrie und Psychotherapie notwendig.
Die Jugendlichen brauchen zur Verarbeitung ihrer Erfahrungen kurz- (einige Wochen) und
langfristig (Monate bis Jahre):
• schützende Räume
• begleitende Experten
• das Verständnis der Medien für ihre Bedürfnisse und Privaträume
Den Jugendlichen schadet:
• die Sensationslust bestimmter Boulevardmedien
• die Ausnutzung ihres Schicksals für unterschiedliche fremde Interessen im engeren
und weiteren Umfeld
• die Missachtung ihrer Persönlichkeitsrechte
p.A. Neuropsychiatrische Abteilung f. Kinder u. Jugendliche am Neurologischen Zentrum Rosenhügel
1130 Wien, Riedelgasse 5 Tel. 88-000/321 Fax. 88-000/360
e-mail: ernst.berger@meduniwien.ac.at
Bankverbindung: BLZ: 12000 BA-CA Kto.Nr:51498478301
• die Missachtung ihrer akuten Hilfsbedürftigkeit
In dramatischen Einzelfällen gelingt es meist, die erforderlichen Ressourcen bereitzustellen.
Im Alltag, der für die Betroffenen nicht weniger dramatisch ist, fehlt Vieles:
• Jugendpsychiatrische Einrichtungen
o Krankenhausabteilungen, Tageskliniken, Ambulatorien
• Das Sonderfach „Kinder- und Jugendpsychiatrie“ wird durch die Ärzteausbildungsordnung mit 1.2.2007 neu geschaffen.
• Die erforderlichen Strukturen wurden im „Strukturplan Gesundheit“ auf die lange Bank geschoben.
• Psychotherapeutische Behandlungsmöglichkeiten
o Private Psychotherapie ist teuer und wird von den Krankenkassen fast nicht finanziert
o Psychotherapeutische Ambulatorien (in Wien z.B. die „Boje“, die „Institute für
Erziehungshilfe“), die kostenlose bzw. kassenfinanzierte Therapie anbieten,
können den Bedarf nicht decken. Sie sind z.T. unzureichend finanziert und auf
Spenden angewiesen.
Wir
(Ernst Berger, Max Friedrich, Monika Pinterits
im Namen der KINDERSTIMME)
fordern den Ausbau der Kinder- und Jugendpsychiatrie und der
Psychotherapie für Kinder und Jugendliche in Österreich!
Am Podium:
Univ. Prof. Dr. Ernst Berger Kinder- u. Jugendpsychiater
Leiter der Abteilung Jugendpsychiatrie der Psychosozialen Dienste in Wien
Zuständigkeit im psychosozialen Team der Stadt Wien für Fr. Kampusch:
Organisation der Weiterbetreuung
Univ. Prof. Dr. Max Friedrich Kinder- u. Jugendpsychiater
Vorstand der Universitätsklinik f. Neuropsychiatrie d. Kindes- u. Jugendalters, Wien
Zuständigkeit im psychosozialen Team der Stadt Wien für Fr. Kampusch:
verantwortlich für die Akutbetreuungsphase
DSA Monika Pinterits Kinder- und Jugendanwältin in Wien
Zuständigkeit im psychosozialen Team der Stadt Wien für Fr. Kampusch: Koordination
p.A. Neuropsychiatrische Abteilung f. Kinder u. Jugendliche am Neurologischen Zentrum Rosenhügel
1130 Wien, Riedelgasse 5 Tel. 88-000/321 Fax. 88-000/360
e-mail: ernst.berger@meduniwien.ac.at
Bankverbindung: BLZ: 12000 BA-CA Kto.Nr:51498478301

21.08.2006 10:30 PRESSEKONFERENZ Erfahrungen aus der Betreuung von Frau Kampusch
Anhang zum Download:
20060821 PRESSEKONFERENZ Erfahrungen aus der Betreuung von Frau Kampusch.pdf